Einen Wolf gesehen?

Der NABU-Kreisverband Gifhorn betreibt vorwiegend Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit zum Thema Wolf und dies vertreten durch sogenannte NABU-Wolfsbotschafter (NABU-Kreisverband Gifhorn u.a. Dipl.-Biol. Florian Preusse). Diese sind nicht zu verwechseln mit den offiziell vom Land Niedersachsen bestellten Wolfsberatern, welche es in jedem Landkreis gibt.

 

Sollten Sie eine Beobachtung rund um den Wolf gemacht haben, so teilen Sie uns dies mit (Kontaktdaten siehe unten). Wir leiten Ihre Beobachtung dann an die jeweils zuständigen Wolfsberater (eine Liste der Wolfsberater in Niedersachsen finden Sie hier) weiter.

Wolf am frühen Morgen auf dem Truppenübungsplatz Munster Nord in der Lüneburger Heide. Foto: Jürgen Borris
Wolf am frühen Morgen auf dem Truppenübungsplatz Munster Nord in der Lüneburger Heide. Foto: Jürgen Borris

Über die Bedeutung von Wolfsbeobachtungen

 

Wolfsmonitoring:

Um die Entwicklung der Wolfspopulation verfolgen zu können und um valide Aussagen zu treffen gibt es das sogenannte Wolfsmonitoring. Hierzu zähIen die Aufnahme, Protokollierung und Auswertung von Wolfspuren (Fährten, Losung, Sichtbeobachtung, Heulen), sowie die Begutachtung von poteziellen Wolfsrissen. In Niedersachsen ist damit die Landesjägerschaft betraut. Diese hat dazu eigens die Fachkraft Raoul Reding angestellt. Für die jeweiligen Landkreise gibt es geschulte Wolfsberater, welche das Wolfsmonitoring überwiegend ehrenamtlich durchführen.

 

Wolf bedeutet nicht gleich Wolf:

Nicht jede Wolfsbeobachtung muss auch zwingend ein Wolf sein. Bei reinen Sichtbeobachtungen besteht z.B. die Verwechselungsgefahr mit wolfsähnlichen Hunderassen. Auch ein einzelner Pfotenabdruck ist kein eindeutiger Beweis für die Anwesenheit eines Wolfes. Um hier eine gewisse Vergleichbarkeit herzustellen gibt es die SCALP-Kriterien (Status and Conservation of the Alpine Lynx Population) nach Molinari-Jobin et al. (2003).
Diese ordnen jeden Hinweis einer von drei Kategorien zu. Im Folgenden werden diese erläutert:

  • C1: „hard facts“ wie Totfunde, Fotobelege, eingefangene Luchse oder genetische Nachweise
  • C2: von Experten überprüfte und bestätigte Hinweise wie Risse, Haare, Kotfunde oder Trittsiegel
  • C3: alle Beobachtungen und Lautäußerungen sowie von der Allgemeinheit gemeldete Risse, Haare, Kotfunde oder Trittsiegel, die nicht von Experten überprüft werden konnten

Auch wenn die Einzelbeobachtung vielleicht wenig aussagekräftig ist, kann sie im Nachhinhein von großer Bedeutung sein. Insofern ist es wichtig jede Beobachtung zu melden. Noch besser ist es, sie füllen zu Ihrer Beobachtung ein entsprechendes, standardisiertes Protokoll aus. Die Protollblätter finden Sie hier zum Download.

 

- Ansprechpartner zum Thema Wolf beim NABU-Kreisverband Gifhorn hier

 

- Liste der Wolfsberater in Niedersachsen hier


Wenn Sie einem Wolf begegnen...

bleiben Sie ruhig.

 

Beobachten Sie den Wolf und halten Sie - wie zu anderen Wildtieren - respektvollen Abstand. Fühlen Sie sich unwohl, ziehen Sie sich langsam mit Blickrichtung zum Tier zurück. Rennen Sie - wie auch bei Begegnungen mit unbekannten Hunden - nicht weg, das könnte den Jagdreflex auslösen.

 

Weitere Informationen erhalten Sie beim NLWKN.


Zur Gefährlichkeit des Wolfes für den Menschen

Neue Studie zu Wolfsangriffen

Wolfsangriffe nach wie vor sehr unwahrscheinlich

04.2021

Eine neue Studie zeigt: Trotz steigender Wolfspopulation ist das Risiko eines Wolfsangriffes sehr gering. Die sogenannte „NINA-Studie“ untersucht historische Wolfsangriffe und wurde nach knapp 20 Jahren wiederholt. Der NABU fasst hier die Aussagen zusammen.

Angriffe von Wölfen auf Menschen weltweit und Tollwutgebiete (2002-2020)
Angriffe von Wölfen auf Menschen weltweit und Tollwutgebiete (2002-2020)

 

Wie groß ist die Gefahr eines Wolfsangriffes wirklich? Bereits im Jahr 2002 veröffentlichte das Team um Dr. John Linnell vom Norwegischen Institut für Naturforschung (NINA) eine bis dahin einmalige Studie, die die historischen Übergriffe von Wölfen auf Menschen recherchierte und somit eine verlässliche Übersicht lieferte. Die Ergebnisse zeigten schon damals, dass es zwar Angriffe durch Wölfe gab, die Wahrscheinlichkeit dafür jedoch sehr gering war. Zwischen 1950 und 2002 wurden in Europa (ausgenommen Russland) und Nordamerika 68 Menschen von Wölfen verletzt, in acht Fällen tödlich. Bei über der Hälfte der Angriffe war Tollwut die Ursache.

Diese Studie ist nun fast 20 Jahre alt: In Mitteleuropa konnte sich in der Zwischenzeit die Wolfspopulation langsam erholen und wieder Fuß fassen. Doch bedeutet der Zuwachs an Wölfen auch automatisch, dass sich Angriffe durch Wölfe auf Menschen häufen? Um das herauszufinden, beauftragten die Verbände NABU, IFAW und WWF das NINA-Institut, die damalige Studie zu wiederholen und dabei weltweit nach Vorfällen zu suchen.

 

Im Zeitraum von 2002 bis 2020 fanden die Wissenschaftler weltweit 489 Angriffe, von denen 26 tödlich endeten. Schwerpunktregionen für Konflikte sind der Iran, die Türkei und Indien. Der Großteil (78 Prozent) der Angriffe lässt sich auf eine Erkrankung mit Tollwut zurückführen.

Anders lesen sich die Ergebnisse für Europa und Nordamerika: Hier gab es in den 18 Jahren insgesamt 14 von Wölfen angegriffene Menschen, von denen zwei Fälle (beide in Nordamerika) tödlich waren. Die Tollwut ist hier ausgerottet, nur ein Fall in Kroatien ließ sich auf ein tollwütiges Tier zurück führen.

 

Somit lässt sich feststellen: Ein Angriff durch einen Wolf, wie auch durch andere Wild-, Nutz- oder Haustiere, kann niemals völlig ausgeschlossen werden. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist jedoch äußerst gering. Ein aktives Wolfsmonitoring ist daher grundlegend, um solche Vorfälle zu verhindern. So können Tiere mit auffälligem Verhalten frühestmöglich registriert werden. Zur Prävention eines solchen Verhaltens gehört zudem, dass menschliche Nahrungsquellen für Wölfe nicht zugänglich sind. Sie sollen gar nicht erst Interesse an Menschen erlangen, was jedoch durch gezielte oder unbeabsichtigte Anfütterungen entstehen könnte.

 

Für den NABU ist klar: Die Sicherheit des Menschen steht an erster Stelle, sodass im Notfall auch der Abschuss eines auffälligen Wolfes gerechtfertigt ist. Die Studie hilft jedoch, das tatsächliche Risiko sachlich einschätzen zu können, Ursachen zu identifizieren und Handlungsoptionen aufzuzeigen.

 

Die Originalstudie und eine Zusammenfassung der Verbände finden Sie hier kostenfrei zum Download.

 

 

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Rietschen - 06.2015

 

In dem aktuellen Newsletter des sächsischen Wolfsbüros LUPUS wird folgendes Fazit hinsichtlich der Gefahr des Wolfes für den Menschen gezogen:

"Wölfe können in Kulturlandschaften leben, ohne eine Gefahr für Menschen darzustellen. Dies gilt auch, wenn sie nicht bejagt werden, wie Erfahrungen aus anderen Ländern und Deutschland (Lausitz) belegen.

 

Sie reagieren bei Begegnungen mit Menschen in der Regel nicht besonders scheu, jedoch ist ihr Verhalten von arttypischer Vorsicht und Desinteresse gegenüber Menschen gekennzeichnet. Je enger die Nachbarschaft von Mensch und Wolf allerdings ist, umso öfter kommt es zu Begegnungen. Deshalb ist es von besonderer Bedeutung, dass die Situation und das Verhalten der Wölfe durch ein intensives Monitoring überwacht werden, um Verhaltensänderungen, die z.B. auf eine Futterkonditionierung hinweisen könnten, möglichst rasch zu erkennen. Durch konkrete Maßnahmen eines durchdachten Managements kann dann verhindert werden, dass eine gefährliche Situation für Menschen entsteht.

 

In Sachsen gibt es derzeit allerdings - anders als im Munsteraner Rudel in Niedersachsen (2015) - keine Anzeichen für ein auffälliges Verhalten einzelner Wölfe."