Die Limicolen im Landkreis Gifhorn

von Olaf Lessow

Grundsätzlich sind so ziemlich alle Limicolen, auch Watvögel genannt, an Gewässer gebunden. Im zeitigen Frühjahr oder zu Herbstbeginn sieht man auf den Feldern große Kiebitzschwärme, die hin und wieder mit einigen Goldregenpfeifern vermischt sind.

An den größeren Gewässern im Landkreis wie die Stapelteiche in Meine, dem Teichgut Groß Oesingen, dem Viehmoor, der Okerniederung und im Ilkerbruch sammeln sich verschiedene Limicolenarten, die besonders im Herbst sehr schön beobachtet werden können.

Recht selten erscheint der Austernfischer im Binnenland, obwohl es schon zu einigen Bruten auf Flachdachhäusern gekommen ist. Der Ilkerbruch ist die beste Adresse, wo man den Austernfischer beobachten kann,

Goldregenpfeifer erspäht man zwischen den großen Kiebitztrupps am besten mit dem Spektiv und das im Bereich der Oker, auf große freie Ackerflächen zwischen Isenbüttel und Ausbüttel aber auch um Leiferde. Der interessierte Beobachter sollte sich die Unterscheidungsmerkmale zwischen pazifischen und amerikanischen Goldregenpfeifer einprägen die dem Goldregenpfeifer sehr ähnlich sehen.

Kiebitzregenpfeifer, die in allen Kleidern die schwarzen Achselfedern aufweisen, sind ebenfalls die Ausnahme im Binnenland.

Sichelstrandläufer
Sichelstrandläufer

Sichelstrandläufer, Knutts, Alpenstrandläufer und Zwergstrandläufer verweilen oft vereint an den Gewässerrändern die eine flache Zone mit Schlickanteil aufweisen um dort nach Nahrung zu stochern. Nicht selten steht der ein oder andere Kampfläufer dazwischen, der aber aufgrund seiner Größe schon von weiten auffällt. Für diese Arten kommen alle Klärteiche, überschwemmte Wiesen, der Ilkerbruch und die Meiner Teiche in Frage, am Teichgut ist der Boden so Nährstoffarm, dass dort nur wenige Limicolenarten wie Bekassine und Waldwasserläufer ganzjährig zu beobachten sind.

Zwergstrandläufer
Zwergstrandläufer
Kampfläufer
Kampfläufer
Regenbrachvogel
Regenbrachvogel

Der große Brachvogel ist im Landkreis wohl sehr bald als Brutvogel verschwunden, dennoch geben die Isewiesen und die Umgebung von Müden einige Beobachtungsmöglichkeiten. Der Regenbrachvogel wird hin und wieder an verschiedenen Seeufern ausfindig gemacht.

Uferschnepfe
Uferschnepfe

Die Uferschnepfe war einst mäßig häufiger Brutvogel in unseren Gefilden, zur Zeit jedoch ist dieser Vogel so selten, das Sommerbeobachtungen wohl ein Glücksfall darstellen. Die Pfuhlschnepfe wird höchstens auf dem Zug angetroffen und gilt im Binnenland als Ausnahme.

Waldschnepfe
Waldschnepfe

Der sehr scheue Grünschenkel und der Dunkle Wasserläufer sind recht häufige Durchzügler und Rastvögel wenn auch nur in kleineren Gruppen. Für diese kommen alle Schlammflächen mit kleineren Pfützen in Frage und man sollte gerade nach starken Regenfällen oder auch Überschwemmungen besonders im Frühjahr solche Flächen mal durchschauen.

Flussuferläufer lassen sich bestens an steinigen Uferböschungen, an Stauwehren oder ähnlichen beobachten, diese Limmicole überwintert auch in geringer Zahl in unseren Breiten.

Die meisten Limicolen halten sich in Ufernähe auf, nicht so die Bekassine die meist in mitten des flachen Gewässers nach Nahrung stochert. Nach dem Fressen ziehen sich diese Tiere aber dann auch in den dichten Bewuchs im Randbereich zurück und fliegen erst im allerletzten Moment auf, wenn man ihnen zu nahe kommen.

Bleibt noch die Zwergschnepfe die aufgrund ihrer geringen Größe und unglaublichen Tarnung sicherlich einfach übersehen wird. Dieser Vogel zieht Grabenböschungen als Rastplatz vor, wurde aber auch schon an den Stapelteichen in Meine, im Viehmoor und im Ilkerbruch beobachtet. Entdeckt man diesen noch nicht mal amselgroßen Vogel, fliegt dieser nicht auf, sondern verlässt sich voll und ganz auf seine Tarnung.

Alle Limicolen, bis auf den Stelzenläufer aus den südlichen Gefilden und dem Austernfischer, der wohl unverkennbar ist, sind äußerst schwierig zu bestimmen, zumal sie viele verschiedene Kleider, wie Pracht-, Schlicht- und Jugendkleid, aber auch das berüchtigte Übergangskleid tragen und viele sich sehr ähnlich sind. Deshalb empfiehlt sich ein ganz besonders genaues und sorgfältiges beobachten um eine sichere Artendiagnose zu stellen.Ein Spektiv ist hierfür eigentlich unerlässlich und Belegfotos die man an der Dialeinwand noch mal in Ruhe betrachten kann, sorgen vielleicht für die richtige Bestimmung.

(Fotos: O. Lessow)